Warum die sozialen Netzwerke kontrolliert werden müssen
Ich muss es gestehen: auch ich hatte mal schlechte Angewohnheiten. Ich mochte zum Beispiel Computerspiele, bei denen ich acht oder zehn Stunden am Tag sitzen konnte, ohne dabei ans Essen oder an den Schlaf zu denken. Man nennt das Spielsucht. Eine weitere schlechte Angewohnheit waren die Fernsehserien. Ich begann gewöhnlich mit einer Serie von fünf Staffeln zu je 20 Folgen und saß fünf oder sechs Tage hintereinander vor dem Bildschirm, ohne wegzusehen – so sehr war ich davon hingerissen. Wie habe ich diese Angewohnheiten abgelegt? Ich habe aufgehört, fernzusehen, und habe alle Spiele aus dem PC gelöscht. Was übriggeblieben ist, ist nur das Schachspiel, das ich übrigens auch nur selten spiele.
Viele von Ihnen können sich das Leben ohne soziale Netzwerke bestimmt nicht mehr vorstellen. Einst hockte ich genauso viel in den sozialen Netzwerken – bei Odnoklassniki oder Facebook, ich musste endlos etwas kommentieren, mitteilen und Unmengen an unnötigen Informationen verarbeiten. Eine weitere schädliche Gewohnheit von mir war, mit allen möglichen Leuten zu kommunizieren. Ich verschwendete meine Zeit damit, mir Probleme fremder Leute anzuhören, mit denen ich nie etwas zu tun hatte, so dass ihre negativen Gefühle auf mich abfärbten. Danach fiel es mir sehr schwer, das Negative zu bewältigen. Ich begann auch selbst, negativ zu wirken. Es gibt solche Menschen, für die es ganz normal ist, ständig zu schmollen, zu stöhnen und zu klagen: „Warum habe ich immer Pech, wie ist schlecht der heutige Tag, wie schrecklich das Wetter!“ – und alle umher zu beschuldigen. In Wirklichkeit ist das auch eine Angewohnheit, die sehr destruktiv sein kann.
Dann kam die Einsicht: Das ist doch pure Zeitverschwendung, ich schaffe doch nichts, ich baue nichts, ich lerne nicht, ich entwickle mich nicht weiter, ich verdiene damit kein Geld und mache mein Leben nicht besser. Die Zeit und die Kräfte aber laufen mir davon – da kann schon von Depression die Rede sein. Und so begann ich, diese Angewohnheit durch meine eigenen Programme zu verdrängen. Ich sagte mir: „Schluss mit dem Knurren. Los, an die Arbeit! Wenn du Zeit hast zum Knurren, dann bist du nicht ausgelastet“. Ich weiß nicht, wer dieser Knurrhahn in mir ist. Ich habe aber bemerkt, dass es nicht meine Stimme ist, die knurrt. Wenn ich mir aber klar und deutlich sage: „Alex, hör auf zu knurren, geh arbeiten!“ – dann ist es meine Stimme, und mein Körper gehorcht mir, und die knurrende Stimme verstummt. Es gibt sie plötzlich nicht mehr. Alle Stimmen im Kopf verstummen – es gibt sie nicht, wenn meine eigene Stimme ertönt.
Experten haben schlechte Angewohnheiten untersucht und zum Schluss gekommen, dass nur wenige Menschen sie am Ende loswerden. Vielleicht machen sich andere Menschen gar keine Gedanken darüber, was für eine Gefahr ihnen droht? Aber die Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Ursache woanders liegt: Viele von uns sind gewohnt, in den Tag hinein zu leben, hier und heute, ohne über die Zukunft und die langfristigen Folgen eigener Handlungen nachzudenken.