Das ist mein Leben

Ich habe schon versprochen, darüber zu erzählen, wie ich zu dem wurde, was ich heute bin. Nun ist es an der Zeit, mein Versprechen einzuhalten.

Ich wurde in einer deutschen Familie geboren, in einem der kältesten und entlegensten Orte auf der Landkarte Russlands. In den 80er Jahren schien das Leben im Gebiet Tjumen für viele Jahre hinaus hoffnungslos vorprogrammiert zu sein, und als Sprößling einer Familie von Deportierten konnte ich mir nicht viel vom Leben erhoffen. Als ich 15 Jahre alt war, entschieden sich meine Eltern, nach Deutschland zu ziehen.

In meiner neuen Schule stellte ich schnell fest, dass das Deutsche, das ich damals sprach, nicht etwa das war, was man sonst in Berlin spricht. Für Deutschland war es einfach ungenügend. Ich verstand nicht, was die Lehrer sagten, und auch mich konnte fast niemand verstehen. Es war ein komplettes Desaster, aber ich war fest entschlossen, nicht ohne Kampf aufzugeben. Während meine Altersgenossen nach der Schule feiern gingen, prägte ich mir 30 neue Vokabeln täglich ein, büffelte die Themen aus den Schulbüchern und versprach mir selbst, nie das Handtuch zu werfen. Ich versuchte nicht etwa, meine Chancen einzuschätzen oder die Hindernisse zu analysieren: ich kämpfte und ging verbissen voran. Nur einmal habe ich es mir erlaubt, zurückzublicken und darüber nachzudenken, wie schwer ich es damals hatte. Das war an dem Tag, als ich nach dem Abschluss des Gymnasiums an der Wirtschaftsfakultät der legendenumwobenen Humboldt-Universität immatrikuliert wurde.

Das Tempo, das ich bereits in der Schule vorgelegt hatte, ließ mich auch an der Uni nicht mehr zur Ruhe kommen. Obwohl die Vorlesungen genialer Theoretiker dort auch so spannend waren, haben vor allem die Praktiker mein Gemüt in Aufruhr gebracht. Das waren Menschen, die ihre milliardenschweren Unternehmen aufgebaut hatten, noch bevor sie begannen, ihre Kenntnisse uns, jungen Studenten, zu vermitteln.

Nicht eine Sekunde verlieren, immer vorangehen, immer machen, und zwar sofort! Das war das Wichtigste, was ich von diesen Titanen der Industrie gelernt habe. Zu der Zeit fing ich schon selbst an, Startup-Unternehmen zu fördern. Ich schrieb dazu Konzepte und entwickelte Business- und Rentabilitätspläne für sie. Deshalb konnte mein Diplom als Ökonom kaum etwas ändern, denn ich war schon ganz in die Welt der Finanztechnologien vertieft, indem ich jedes progressive Business-Modell sozusagen auf die Probe stellte.

Als ich mich einmal von einem neuen Business-Plan losgelöst hatte, stellte ich plötzlich fest, dass ich bereits zu dem Kreis der professionellen Business-Investoren gehöre, denn meine Erfahrungen waren gefragt und für meine Beratungen bestand schon eine Warteliste. Da war mir klar, dass ich nun über Kenntnisse und Methoden verfüge, die wirklich funktionieren. Und ich wollte dieses Wissen mit anderen teilen, denn das Wissen, genauso wie das Geld, muss ja Nutzen bringen. Doch darüber reden wir etwas später.