“Ich will es wie Zuckerberg haben” oder warum man doch weiter lernen soll

Niemand sollte wohl an Mythen glauben: wenn du das Uni-Studium abbrichst, wirst du höchstwahrscheinlich kein neuer Zuckerberg, Jobs oder Gates werden. Diese Erkenntnis tut weh, natürlich. Aber besser die bittere Wahrheit jetzt, als später, nachdem du etliche Jahre für sinnloses Hin und Her durch das Leben schon verloren hast.

Leider ist es so, dass viele von denjenigen, die das Studium sausen lassen wollen, gerade auf den Punkt „die Uni verlassen“ fixiert sind. Gerade diesen Schritt nimmt ihr Bewusstsein als Endziel auf: nun bin ich aus der Uni raus und gleich reich geworden. In Wirklichkeit aber ist das eben der Start, denn zwischen „raus“ und „reich geworden“ steht noch eine große Strecke mit dem Namen Arbeit.

Okay, stell dir vor, du hast das Studium abgebrochen. Was passiert als Nächstes? Wohin soll es gehen, was erwartest du nun? Dass das Fehlen der Hochschulbildung allein ausreicht, um Milliardär zu werden? Vergiss aber nicht, dass Zuckerberg an seiner Facebook-Idee gearbeitet hatte, noch lange bevor er sich von Harvard verabschiedete. Auch sonst hat er seinen Erfolgsweg bereits in der Schule eingeschlagen…

Oder vielleicht irre ich mich, und du hast schon einen Plan? Etwa diesen: Ich lasse die Uni sausen und fange mein eigenes Business an. Nun ja, der Plan ist nicht schlecht. Aber ich komme dann wieder mit derselben Frage: Was passiert weiter, welche Schritte unternimmst du jetzt? Der Gedanke an eigenes Business ist wahrscheinlich erst eine Abstraktion. Übrigens hindert dich niemand daran, dein erstes Business gleichzeitig mit dem Studium zu führen. Ich sage hier zwar „erstes“, obwohl statistisch gesehen nicht das erste, nicht das zweite und oft nicht einmal das dritte Business zum Erfolg wird. Erfolgreich werden nur diejenigen, die nach der ersten Niederlage nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern beharrlich und immer weiter an ihrer Arbeit festhalten und mitunter Beulen dabei abbekommen.

Erfolgreiche Menschen neigen gewöhnlich mehr dazu, Risiken auf sich zu nehmen, als wir ihnen das zumuten. Das Uni-Studium abzubrechen ist für sie so etwas wie das Risiko, ihr ganzes Geld auf Rot zu setzen, ohne Angst zu haben, alles zu verlieren, was aber ganz bestimmt passieren wird.

Für diejenigen, die es „so wie Zuckerberg“ haben wollen, bedeutet der Uni-Abbruch etwas ganz anderes. Das ist für sie kein Risiko, sondern eher eine Komfort-Zone. Wenn man es sich überlegt: wann beginnen diese Leute an einen Abbruch zu denken? Richtig! Ausgerechnet dann, wenn es ihnen zu schwer wird und wenn sie plötzlich einsehen, dass die Sache zu viel Kraft erfordert. Warum müsse man sich eigentlich so anstrengen? Da hätten wir doch einen Herrn Zuckerberg, der uns zeigt, dass man auch ohne Diplom reich und berühmt werden kann…

Ich kann euch aber versichern: Zuckerberg hat immer gearbeitet und arbeitet immer weiter, und zwar sowohl an seinem Business als auch an sich selbst. Er schuftet um ein Vielfaches mehr als der Otto Normalverbraucher, der seine Freizeit nicht für das Studium des Nordchinesischen, sondern für Krimiserien verbraucht. Du wirst dich wundern, wenn du irgend einen Artikel über den Tagesablauf von Zuckerberg liest.

Die alte Wahrheit: ohne Fleiß kein Preis. Eine Wunderpille gibt es nicht, das muss man einfach beherzigen.

Freilich: man kann die Uni vorzeitig verlassen. Das sollte man aber nicht tun, wenn man vom Studium einmal müde geworden ist, sondern nur dann, wenn man spürt, dass das Studium nichts mehr hergeben kann. Das heißt, erst dann, wenn man sich darüber im Klaren und bereit ist, ohne Uni-Abschluss 20 Mal mehr und härter arbeiten zu müssen, noch mehr Kraft und Zeit aufzubringen, dafür aber in die Richtung zu gehen, die zu den angestrebten Zielen passt.

Der angeblich erfolgreiche Ausweg, mit der Uni Schluss zu machen, ist in Wirklichkeit ein Weg des größeren Widerstands, der ernsten Schwierigkeiten und der Selbstüberwindung. Das ist bei Weitem nicht der Weg, auf dem man „reich werden kann, wenn man einfach auf dem Sofa liegt“.