Immer ruhig bleiben!

Ich hatte einmal eine tolle Idee, einen der ersten Online-Marktplätze für Renovierungsdienstleistungen aufzubauen. Die Unternehmen, die nach uns auf den Markt gekommen sind, kosten heute mehrere hundert Millionen Dollar. So hätte auch unser Unternehmen sein können. Doch es kam anders: sobald das Projekt die ersten Ergebnisse gebracht hatte, wollten meine Partner es ohne mich weitermachen. Sie haben sich nicht einmal für nötig gehalten, mir die Gründe mitzuteilen. Inzwischen musste das Unternehmen weiter arbeiten, Werbekampagnen liefen, ich musste die Gehälter zahlen, so dass ich neben den Investitionskosten auch noch Schulden hatte. Dann war ich eine Zeit lang zu Hause in Deutschland, ohne über die Pläne der Partner informiert zu sein. Einmal brachte ich meine Kinder in die Musikschule und saß auf der Bank, um sie nach dem Unterricht abzuholen. Und als ich so da saß und den schönen Tag und die Sonne genoss, bekam ich eine SMS mit der Information, dass ich kein Business mehr habe.

Am nächsten Tag rief mich die Bank an und berichtete, dass meine Konten geschlossen werden und dass ich den Kredit über mehrere Hunderttausend Euro, den ich für die Geschäftsentwicklung genommen hatte, dringend zurückzahlen soll. Dabei war ich mit der Wohnungsmiete zwei Monate im Verzug, weil ich zuerst keine Zeit und dann kein Geld hatte. Ein paar Wochen später erschienen die Leute aus dem Jugendamt bei mir zu Hause. Sie wollten wissen, wie es meinen Kindern geht. Für mich bedeutete das nur eins: Man will mir die Kinder wegnehmen. Man hat mir zu verstehen gegeben, dass ich nur vier Monate Zeit habe, um den Kredit zu tilgen. Falls es nicht dazu kommt, werde ich für insolvent erklärt, und man nimmt mir die Kinder weg. Nun blieb mir nichts anderes übrig, als diese riesige, unvorstellbare, ja wahnsinnige Kreditsumme irgendwie zu beschaffen.  

Ich kam einfach in die Bankfiliale, setzte mich vor den Sekretär und sagte, ich bleibe so lange da sitzen, bis ich den Filialleiter sprechen kann. Als mir mit der Polizei gedroht wurde, versprach ich, Widerstand zu leisten und allen Anwesenden laut zu erklären, dass man mir den Filialleiter vorenthält. „Ihre Kunden werden hören, dass die Bank meine Konten schließt und mich in den Ruin treibt, dass mir die Kinder weggenommen werden müssen. Ich glaube nicht, dass Ihre Kunden davon begeistert sein werden“. Und so hat man mich zum Filialleiter geleitet. Ich begann ihm die Lage zu erklären. Aber er ist doch auch nur ein Mensch – was konnte er dazu sagen? Er wollte Geld sehen. Und dann habe ich eine Wette mit ihm abgeschlossen: „Geben Sie mir vier Monate Zeit – ich zahle alles zurück. In vier Monaten können Sie mich doch genauso zerquetschen. Wenn ich es aber schaffe, bekommen Sie in vier Monaten Ihr Geld zurück“. Und er antwortete mir: „Ich gebe Ihnen diese Zeit. Aber nicht, weil ich Mitleid mit Ihnen habe. Ich will einfach sehen, wie Sie das zustande bringen“. Als ich das Bankgebäude verließ, war ich glücklich. So, dachte ich mir, nun habe ich meine vier Monate Zeit. Die Euphorie dauerte genau fünf Minuten. Dann schoss es mir durch den Kopf: Woher soll ich dieses Geld nehmen?! Wie werde ich es zurückzahlen? Dabei war mein Konto schon geschlossen. Die Familie retten, nicht auf der Straße zu landen und innerhalb von vier Monaten alle Schulden zu begleichen – das kann in einer solchen Situation vielleicht absolut unrealistisch erscheinen. Aber das waren mein Leben und meine Familie, deshalb hatte ich keine andere Wahl. Ich habe zu mir gesagt: Alex, die Arbeit ist dein bester Freund. Nur das kann dich retten. Und ich packte jede Arbeit an, die ich nur finden konnte: Umzüge, Transport, Vertrieb und Website-Erstellung. All diese Zeit habe ich kaum geschlafen, ich habe schwer geackert. Aber ich habe es trotzdem geschafft, diese Summe zu verdienen, und vier Monate später brachte ich einen Koffer voller zerknitterter Banknoten zur Bank, denn ich hatte kein Bankkonto mehr. 

Ich konnte die erforderliche Summe sammeln, weil ich das wichtige Ziel hatte, meine Familie zu erhalten. Deshalb habe ich alle Zweifel beiseite geräumt, ich konnte es mir nicht mehr leisten, launisch zu sein und zu überlegen, ob ich den Job annehmen will oder nicht. Unter den Aktivitäten, die ich ausprobieren musste, war auch Netzwerkmarketing. Manche Leute rümpfen die Nase, wenn sie etwas von Mund-zu-Mund-Propaganda und Multilevel-Marketing hören. Ich hatte da aber gar nichts zu sagen, denn es gab keinen anderen Weg. Also musste ich es versuchen.   

In diesem Bereich kann man mit kleinen Schritten beginnen, indem man zuerst nur wenig verdient. Doch diese Variante war für mich keine Rettung. Deshalb habe ich den Umständen den Kampf angesagt, denn es ging ums Überleben. Ich arbeitete bis zum Umfallen und lieferte wahrscheinlich 300 Prozent Leistung, zumal es in diesem Bereich keine Grenzen gibt. Wer mehr haben will, muss mehr leisten. Ich wurde zum besten Verkäufer, habe ein großes Team gesammelt und die lang ersehnte Millionen Euro verdient. Wissen Sie, wie lange ich dafür gebraucht habe? Nur vier Monate! Das war ein fantastisches Ergebnis. Irgendwann erzähle ich ausführlich darüber, was ich genau dafür getan habe. Das wird vielleicht noch ein Lehrbuch oder eine Anleitung dazu sein, wie man im MLM-Business schnell eine Million Euro verdienen kann. Jetzt will ich Ihnen nur das Grundgeheimnis dieses Erfolgs eröffnen. Es lautet: nie aufgeben und nie stehen bleiben. 

Jeder Mensch muss kämpfen. Manche kämpfen um das Brot, andere um das Recht, unbesorgt und bequem zu leben. Aber es wird nie jemandem gelingen, lange zu leben, ohne sich anzustrengen, denn Gesetze werden geändert, neue unruhige Nachbarn ziehen ein, unser Umfeld wird müde, die ganze Arbeit für die anderen zu leisten, oder unsere Gesundheit erfordert plötzlich große Investitionen. Es ist in unserer Welt heute nicht mehr möglich, sich einmal so zu positionieren, dass es nirgendwo weh tut, und sich nicht mehr zu bewegen. Leader warten nicht ab, bis die Umstände günstiger werden und endlich gehandelt werden kann. Sie erwidern die Herausforderungen sofort, ohne sich zu beklagen oder wütend zu werden. Das zu lernen ist unsere Aufgabe. 

Viele Partner und Teamkollegen wundern sich über meine permanente Ruhe. Ich bin wirklich in jeder Situation ganz ruhig. In meinem Leben kommt es manchmal zu Krisen, und es scheint, dass in zehn Sekunden eine Bombe platzt, und dann rennen meine Leute auf mich zu und schreien: „Chef, es ist alles verloren!!!“ Aber auch in solchen Situationen behalte ich klaren Kopf und bleibe ruhig.

Es ist unmöglich, mich zu provozieren oder aus der Fassung zu bringen. Glauben Sie mir: es ist tatsächlich ausgeschlossen! Und darin liegt meine Stärke. Mit kühlem Verstand kann ich alles kontrollieren und ganz konzentriert, aufmerksam und effizient bleiben. Aber diese Fähigkeit ist mir nicht in den Schoß gefallen – ich habe sie lange einüben müssen.