Nicht alle deine Fehler solltest du korrigieren
Bestimmt hat man dich in der Schule ein ganzes Blatt mit einem einzigen Wort voll schreiben lassen, in dem du einen Fehler gemacht hast. Auch mir ist es so ergangen, und ich bin sicher, dies ist eine falsche Praxis, die unser Leben als Kind und auch später als Erwachsener trübt.
Aus derselben Ecke etwa stammt auch die Idee, dass alle Fehler korrigiert werden müssen, obwohl das manchmal entgegen dem gesunden Menschenverstand und im wahrsten Sinne des Wortes mit Ach und Krach passiert. Kein Zweifel, Fehler muss man korrigieren. Aber nicht alle Fehler. Auf keinen Fall darf man es aber zulassen, dass die alten Fehler Ihren Fortschritt behindern.
Am Anfang jeder gemeinsamen Arbeit schlage ich den Menschen vor, nicht mit den Fehlern aus der Vergangenheit, sondern mit Ideen für die Zukunft zu beginnen.
Die Fehler bedrücken uns und hindern uns daran, voranzugehen. Das sind ganz besonders die Fehler, die nicht mehr zu korrigieren sind. Was hat es dann für einen Sinn, darüber nachzudenken? Man muss sie einfach loslassen. Solange man daran denkt, kann man das Leben nie voll genießen.
Das ist genauso wie wenn man mit einem Klotz am Bein einen Marathon laufen muss. Das ist zwar möglich, aber schwierig, ganz abgesehen davon, dass es nicht sinnvoll ist. Außerdem wird man dann wahrscheinlich kaum als erster ins Ziel kommen.
Viele nehmen das Lösen von Problemen als etwas Würdiges auf, während die Arbeit mit der Zukunft, die hier und heute geleistet werden soll, nicht allzu viel Beachtung findet. Die Zukunft ist so weit entfernt, dass man sie für eine Illusion hält, mit der sich ein solider Mensch nicht ernsthaft beschäftigen sollte.
Denjenigen, die solche Gedanken hegen, kann ich nur sagen: ihr seid höchstwahrscheinlich nicht imstande, eure Gegenwart zu genießen und hier und heute bewusst zu leben.
Ich glaube nicht falsch zu liegen, wenn ich mal behaupte, dass diese Menschen nur dann zum Arzt gehen, wenn ihnen etwas fehlt, und zu den Psychotherapeuten nur, wenn ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Sie denken nicht um die Ecke und sind es nicht gewohnt, ihr Leben zu kontrollieren. Dafür aber sind sie sehr geduldig und können unendlich lange warten, was ihnen auch noch als Tugend angerechnet wird.
Doch ausgerechnet unsere aktuellen Emotionen und Erlebnisse sind so wertvoll und wichtig für uns. Gerade sie sind der Ansatzpunkt, von dem aus wir in ein besseres Leben starten können, ein Leben, von dem wir träumen. Warum dann nicht gleich damit anfangen?