Wie geht man mit Konflikten um?
Je länger Sie eine Führungsposition innehaben, desto mehr identifizieren Sie sich damit. Das bedeutet aber nicht, dass Ihnen nichts vorzuwerfen ist und dass es niemand wagt. Im Gegenteil: wenn Sie nach jeder Bemerkung gekränkt sind oder zornig werden, wird sich die Kritik nur noch verstärken. Daraufhin entsteht eine Konfliktsituation, die Ihre Selbstsicherheit ins Wanken bringt. Wir wissen aber, dass die Selbstsicherheit die Grundlage ist, auf die sich das Leader-Charisma stützt. Bewahren Sie deshalb Ruhe: „Es wird schon werden, wir kommen zurecht!“.
Als Erstes sollten Sie verstehen, ob Ihr Gesprächspartner recht hat und ob seine Kritik an Ihnen berechtigt ist. Ich sage Ihnen, wie das geht.
“Einen Freund anrufen”: so nenne ich die erste Methode. Das ist ein reales Telefonat mit einer Person, die Ihnen nahesteht, der Sie vertrauen und deren Meinung Sie schätzen. Sie sollten keine Angst haben, dieser Person alles zu erzählen, sie um Rat zu bitten und zu fragen, ob Ihr Opponent in dieser Situation recht hat, ob Sie auf Ihrer Meinung bestehen oder einlenken sollten. Ich habe es auch erlebt, dass meine Freunde sich nicht entscheiden konnten, mich zu kritisieren, weil sie mich nicht kränken wollten und meine Nerven schonten. Wenn ich mich aber selbst kritisierte, gaben sie mir manchmal sogar recht.
Für die Technik, die ich als „Brainstorming“ bezeichne, ist ein zweiter Teilnehmer nicht erforderlich. Sie müssen sich nur selbst fragen: „Warum kritisiert er mich? Wo liegt mein Fehler? Ist etwas an seinen Worten wahr? Will er mir helfen oder mich nur kränken?“ Für eine Analyse und eine ehrliche Antwort werden Sie etwas Zeit benötigen. Nehmen Sie sich diese Zeit und informieren Sie den Gesprächspartner darüber. Sagen Sie ihm einfach: „Ich will es mir überlegen“.
Wenn die Kritik aber unbegründet ist, dann sind auch da Ihre Haupttrümpfe Ruhe und argumentierte Antworten. Stimmen Sie sich richtig ein: „Ich bin ruhig, weil ich recht habe“.
In der Regel greift man uns mit unbegründeter Kritik in folgenden Fällen an: um sich selbst zu behaupten und durch Scharfsinn bemerkbar zu machen, oder um uns aus der Fassung zu bringen und unsere Führungsposition für sich zu beanspruchen. Sind wir bereit, unsere Nerven wegen solcher Menschen zu strapazieren? Wir sollten lieber Nachsicht üben und Mitleid mit ihnen haben. Sie wissen doch, was ich über solche Menschen schon gesagt habe? So benehmen sich nur diejenigen, die Selbstzweifel und Komplexe haben.
Sehen Sie es Ihrem Gegner nach. Das heißt aber lange nicht, dass er ganz ungestraft davonkommen soll. Ideal wäre die Antwort: „Ihre Meinung dazu ist mir egal“ oder „Sie sollten sich als Erstes mit der Situation auseinandersetzen“. Klingt nicht schlecht, stimmt’s? Nach dieser Antwort wird kaum jemand noch Lust haben, weiterzureden – was Sie auch bezweckt haben.
Sollte die Kritik aber begründet sein, müssen Sie Ihrem Gegner recht geben. Das wird schon ein erster und wichtiger Schritt sein, den Sie unternommen haben, um den Konflikt zu lösen. Glückwunsch! Sie sind ein weiser und umsichtiger Mensch! Und wenn Sie wirklich so sind, dann sind Sie einfach verpflichtet, jede Kritik ruhig aufzunehmen. Verstehen Sie die Kritik nicht als Beleidigung, sondern als eine Chance, an sich selbst weiterzuarbeiten und noch besser zu werden.